Dorf mit Zukunft oder abgehängt?

Berlin/Otersen.  Seit nunmehr 12 Jahren gibt es gute Kontakte und gegenseitige Wertschätzung zwischen der beliebten NDR-Fernsehmoderatorin Heike Götz und Akteuren aus Otersen. Die erste Begegnung mit Otersen hatte Heike Götz im Januar 2008 – damals war Otersen frisch-gebackenes Bundes-Golddorf. 2013 drehte das NDR-Team mit Heike Götz zwei Tage in Otersen für einen 15-minütigen Beitrag in ihrer Fernseh-Serie „Landpartie“ .  Bei der Grüne Woche in Berlin gab es jetzt ein weiteres Treffen in einer 25-minütigen Gesprächsrunde auf der LandSchau-Bühne mit dem Titel „Unser Dorf hat Zukunft – oder abgehängte Dörfer“. Ein ernstes Thema für den ländlichen Raum – mit neuen Problemstellungen.

Gesprächspartner von Heike Götz waren einmal mehr Ortsvor-steher Dieter Bergstedt und Vereinsvorsitzender Günter Lühning. Für Otersens Neubürger und „Nachtwächter“ war es eine Premiere, denn in der Gesprächsrunde sollte es auch um Einwohner-Zuwachs und die Integration von Neubürgern gehen. In den letzten 40 Jahren gab es in Otersen Zeiten mit Abschwung und mit Aufschwung. „In den 1980er Jahren sank die Einwohnerzahl dramatisch um fast 100 Bürger“, so Dieter Bergstedt. „Mit der Dorferneuerung in den 1990er Jahren begann die Phase des Aufschwungs“, weil wir in der Dorferneuerung gelernt hatten, das Jammern nicht hilft – sondern nur Eigeninitiative und Bürgerengagement Dörfer Zukunfts-fähig machen“, betonte Günter Lühning. Mitte Januar war die Einwohner-zahl durch ein Neugeborenes auf 527 gestiegen“ berichtete Dieter Bergstedt zufrieden. Otersen sei für junge Familien attraktiv, weil das alte Schulhaus von 1880 in der Dorferneuerung mit Kinder-tagesstätte und neuem Sportraum modernisiert und ausgebaut wurde, erfuhr das Publikum vor der LandSchau-Bühne in der Halle 27 „Lust aufs Land“ von Dieter Bergstedt. Vor der Schaffung des neuen Sportraums im alten Schulhaus und der Einrichtung eines Fitnessraum in einem alten Häuslingshaus hatte Otersens Sportverein nur rund 100 Mitglieder – heute sind es 403 Mitglieder, denen ein Dutzend Sportarten geboten werden, berichteten die drei  Oterser in Berlin.

In den letzten 20 Jahren zogen viele Neubürger nach Otersen – bauten im neuen Baugebiet Roggenkamp, bauten in einer Baulücke oder kauften ein Wohnhaus in Otersen. So wie Jens Leska, den gebürtigen Hannoveraner, der bewusst aufs Land zog. „Wer sich in der Dorfgemeinschaft integrieren will, hat dazu in Otersen viele Möglichkeiten. Ein Klönschnack am Wochenende während der Fährsaison von Mai bis 3. Oktober an der 1997 eröffneten Solar-Allerfähre zum Beispiel – oder ganzjährig beim Einkauf im 2001 eröffneten, bürgerschaftlich organisierten Dorfladen mit AllerCafé“, antwortete Jens Leska auf entsprechende Fragen von NDR-Moderatorin Heike Götz. „Und wie kommt ein Neubürger auf die Idee, als Nachtwächter aktiv zu werden?“ – Die Antwort von Jens Leska: „Beim Studium der Dorfchronik habe ich gemerkt, dass ich zufällig das alte Nachtwächter-Haus  in der Turmstraße gekauft hatte, in dem seit 1777 Nachtwächter Michael Eggers gelebt hatte. Deshalb schlüpfe ich ein- bis zweimal jährlich in diese Rolle“ erfuhr das Publikum in Berlin.

„Wie lassen sich abgehängte Dörfer verhindern?“, wollte Heike Götz wissen. „Es geht nur mit Eigeninitiative, Bürger-Engagement und dem Einwerben von Fördergeldern für besondere Projekte“ antwortete Günter Lühning und warb für eine Teilnahme am Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ , damit sich „Dorfgemeinschaften mit Stärken und Schwächen ihres Wohnortes beschäftigen und gemeinsam Ziele für die Zukunft formulieren“. Thematisiert wurde auch die Wissenstransferstelle in Otersen, die schon von vielen Bürger-Initiativen zur Dorf-Zukunft aus ganz Niedersachsen, aus Westfalen und sogar aus Sachsen-Anhalt und aus der Schleswig-Holstein genutzt wurde. Als Informationsquelle über Otersen wurden die Internetseiten www.otersen.de und die neue Otersen-Broschüre empfohlen.

Während der 25-minütigen Gesprächsrunde wurde auf der LandSchau-Bühne auf einer großen Video-Leinwand zahlreiche besondere Bilder aus Otersen gezeigt – darunter auch drei Fotos von den „Landpartie“-Filmaufnahmen im März 2013. Im AllerCafé in Otersen hatte Heike Götz ihre neue Leidenschaft für das Stricken entdeckt und berichtete begeistert von ihrem damaligen Besuch in Otersen.