Junges Paar kehrt zurück – barrierefreie Wohnung für die Großeltern

Otersen. / Dorfregion.  Leerstehende, ehemals landwirtschaftlich genutzte Gebäude. Fortzug der jungen Generation wegen Studium oder Beruf – oder weil im Dorf kleine Wohnungen für junge Singles und Paare fehlen. Teilweise ist der vorhandene Wohnraum nicht altersgerecht, weil die große Wohnung für die letzte Lebensphase noch nicht barrierefrei ist. In der Dorfregion „von Bierde bis Wittlohe“ gibt es jetzt ein gefördertes, ehrgeiziges Bauprojekt mit Vorbild-Charakter. Ein junges Paar kehrt nach Otersen zurück, revitalisiert das Haupthaus zu Familien-Wohnraum im KfW 70-Standard und baut für die Großeltern im leerstehenden Neben-gebäude eine Senioren-gerechte Wohnung aus.

In den acht Dörfern zwischen Bierde im Heidekreis und Wittlohe im Landkreis Verden gibt es viele Hofstellen in den Ortszentren. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft hat in den letzten Jahrzehn-ten für leerstehende Gebäude in den Dörfern gesorgt, Verfallsrisiko und unschöne Dorf-Ansichten inklusive. Zeitgemäße neue Wohn-häuser sind in den Dörfern am Ortsrand entstanden, während im Dorfzentrum teilweise Leerstand herrscht. Fachleute sprechen dann vom „Donut-Effekt“, vom Loch mitten im Dorf – ebenso wie das Loch im Donut-Gebäck. Die Dorfentwicklungsprogramme des Landes Niedersachsen haben lebenswerte Dörfer, lebendige Dorfgemeinschaften und neues Leben in alten Gebäuden als Ziele.

Der 32-jährige Patrick Marquardt ist in Otersen groß geworden, wechselte dann zur Berufsfeuerwehr nach Kiel und kehrt jetzt mit seiner Lebenspartnerin Ann-Kristin Wendt nach Otersen zurück. Beide sind jetzt im 24 Stunden-Schichtbetrieb bei der Berufs-feuerwehr in Bremen aktiv und wohnen während der Bauzeit zur Miete in Wittlohe. Nachdem im Mai alle Bewilligungen vorlagen, war im Sommer Baubeginn. In Kürze kann das Baugerüst rund um das Haupthaus abgebaut werden. Die Dachsanierung und der Einbau von 5 Dachgauben ist fast fertig. Im Haupthaus wird neuer Wohnraum entstehen, vorhandene Wohnräume werden moder- nisiert – alles mit dem Ziel moderner Energieeffizienz, so dass beim Umbau sogar der KfW 70-Standard erfüllt wird. Im früheren, leerstehenden Stallgebäude wird für die Großeltern Margot und Willi Marquardt eine Senioren-gerechte Wohnung neu geschaffen. Gleich nebenan im alten Backhaus wird die moderne Biomasse-Heizung installiert. Stückholz und Holzpellets werden in Zukunft für wohlige Wärme in den Wohnungen für die Generation „ü80“ und „ü30“ sorgen. Die Senioren-Wohnung soll bis Sommer 2020 bezugsfertig sein. Danach geht es im Haupthaus im Erdgeschoß weiter. Fenster und Türen werden entsprechend der alten Gebäude-Architektur dorf-gerecht erneuert. 2021 soll das gesamte Bauvorhaben dann mit viel Eigenleistungen fertig gestellt sein. Dann kommt es an der Feldstraße auf dem großen Grundstück der Familie Marquardt auch zur Familien-Zusammenführung mit drei Generationen auf einem Grundstück: die Großeltern Margot und Willi in der neuen Senioren-Wohnung, die 2. Generation mit Frank und Petra im Wohnhaus im früheren großen Garten und die 3. Generation mit Patrick und Ann-Kristin im sanierten und moder-nisierten Haupthaus. „Dank der Unterstützung unseres Architekten konnten wir alle Bau- und Förderanträge für dieses komplexe Bauvorhaben gut abwickeln. Gut ist auch der kurze Draht zum Amt für regionale Landesentwicklung in Verden“, betonte Bauherr Patrick Marquardt. „Auch die Beratung und Unterstützung durch die Planerin Karin Bukies mit Gesprächen hier vor Ort sind von Vorteil“, ergänzt Ann-Kristin Wendt und macht künftigen Antragstellern Mut.                                                                    

Ann-Kristin Wendt und Patrick Marquardt


35 Förderanträge im 2. Jahr

Wittlohe / Dorfregion. Die Dorfregion „von Bierde bis Wittlohe“ ist bei der Dorfentwicklung im 2. Jahr der Förderperiode weiterhin auf gutem Weg. Bei der jüngsten Sitzung der Strategierunde für die Dorfregion mit 8 Ortschaften aus 3 Gemeinden in zwei Landkreisen berichteten die Mitarbeiterinnen des Planungsbüro Koris und die Planerin Karin Bukies von vielen genehmigten Förderanträgen für private Bauvorhaben, die mit 30 Prozent unterstützt werden können. Nach 25 Anträgen im 1. Projektjahr wurden bis September 35 weitere Förderanträge gestellt, davon 10 aus Böhme, 7 aus Otersen und 6 aus Häuslingen. Bereits im 1. Jahr der Förderperiode wurden Fördermittel für 8 Gebäude-Umnutzungen und Revitali-sierungen sowie für 7 Dach-Sanierungen beantragt. In diesem Jahr gibt es sogar 11 Anträge für Gebäude-Umnutzungen. Planerin Karin Bukies freute sich in der Sitzung über die zahlreichen Projekte, die neues Leben in alte, revitalisierte Gebäude bringen. Siegfried Dierken vom Verdener Amt für regionale Landesentwicklung sieht die Dorfregion auf einem guten Weg und machte in der Sitzung in Wittlohe deutlich, dass ein Punktesystem über den Erfolg eines Förderantrages entscheidet. Gute Aussichten auf Bewilligungen haben Projekte, bei denen Gebäude-Umnutzungen und Revita- lisierungen im Mittelpunkt stehen.