§ 30-Biotop Oterser Seen: Sanierung oder Erlenbruchwald?

DSC_000320151013Sollen die Oterser Seen saniert werden und gesunden – oder soll sich aus dem Altgewässer der Aller ein Erlenbruchwald entwickeln? In einer von rund 50 See-Eigentümern, Anliegern und Einwohnern auf Einladung der Gemeinde besuchten Informationsveranstaltung im Niedersachsenhof ging es um die Zukunft der sieben Seen, von denen die nördlichsten Teiche hochgradig mit Phospor belastet sind und die im Sommer von elf Tonnen „Entengrütze“ befreit wurden.

Der große Oterser See vom gegenüberliegenden Ufer aus gesehen (Eigentümer: Gemeinde Kirchlinteln)
Der große Oterser See vom gegenüberliegenden Ufer aus gesehen (Mit-Eigentümer: Gemeinde Kirchlinteln)

Im Sommer hatten besorgte Einwohner und die Dorf- und Vereins- gemeinschaft Alarm geschlagen und das Institut Dr. Nowak aus Ottersberg wurde von der Gemeinde Kirchlinteln mit Wasser-proben und Beprobungen des Sediments auf dem Grund des größten Sees an der Fährstraße beauftragt. Das Ergebnis war damals alarmierend: Der Sauerstoffgehalt im Wasser lag bereits unter dem Mindestwert, ein Fischsterben stand kurz bevor und das Teich-Ökosystem drohte umzukippen. Die Wasseroberfläche war mit einem dicken Teppich der schnell-wachsenden „Kleinen Wasserlinse“ – im Volksmund auch „Entengrütze“ genannt – bedeckt „Die von den Vereinen spontan organisierte und von der Dorf- gemeinschaft durchgeführte Entnahme von elf Tonnen Trocken-masse, darunter 95 Kilogramm Phospor war ganz toll und für den See nur positiv“, lobte Nicolai Nowak das Engagement der Aktiven. Ohne diese spontane Maßnahme hätte es innerhalb weniger Tage ein Fischsterben und einen über riechenden Faulungsprozess gegeben, erfuhren die Bürger von den Fachleuten.

Thomas Arkenau (Landkreis) mit Nicolai Nowak und Dr. Said Yasseri vom Ottersberger Institut Dr. Nowak, Moderator Dieter Bergstedt, Bürgermeister Wolfgang Rodewald und seiner Kollegin Doris Schulz (von links) bei der Informationsveranstaltung in Otersen. Foto: Lühning
Thomas Arkenau (Landkreis) mit Nicolai Nowak und Dr. Said Yasseri vom
Ottersberger Institut Dr. Nowak, Moderator Dieter Bergstedt, Bürgermeister
Wolfgang Rodewald und seiner Kollegin Doris Schulz (von links) bei der Informationsveranstaltung in Otersen. Foto: Lühning

Dr. Said Yasseri berichtete von mehreren Messungen und 380 bis 660 Mikrogramm Phospor pro Liter – normal seien 45 Mikrogramm.

Hinweis: Wir hatten zunächst von 380 bis 660 „Milligramm“ pro Liter berichtet – richtig ist aber die Angabe „Mikrogramm“ (das ist ein 1000stel eines Milligramms) – Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

In der von Dieter Bergstedt als Vorsitzendem der Dorf- und Vereins-gemeinschaft im Auftrag von Bürgermeister Wolfgang Rodewald moderierten Veranstaltung betonte auch Thomas Arkenau von der Naturschutzbehörde des Landkreises, das der Phosphor-Gehalt im Oterser See um „mehr als das 10-fache überhöht“ sei. Die Seen seien „als § 30-Biotope unter Schutz gestellt“. Würden keine

Aller und 6 der 7 Oterser Seen (C) LGLN-Luftbild Land Niedersachsen
Aller und 6 der 7 Oterser Seen (C) LGLN-Luftbild Land Niedersachsen

Maßnahmen ergriffen, würde sich der See zum Erlenbruchwald entwickeln, blickte Thomas Arkenau in die Zukunft und betonte „wir werden nichts gegen den Willen der See-Eigentümer machen“. Der Nährstoff-Eintrag im See ist zu hoch und bei den langen, schmalen Seen mit einer Wasserfläche von rund 5,7 Hektar ist das Ufer- Wasserkörper-Verhältnis ungünstig. Die Möglichkeiten zur See-Sanierung sind nach Ausführungen von Dr. Said Yasseri vielfältig und zum Teil sehr teuer. Bei einem anderen See im Landkreis Verden würde die Entnahme und Deponierung von 24.000 Kubikmeter belastetem Sediment rund 1,2 Millionen € kosten – „Geld das niemand hat“, so die Fachleute. Zur Gesundung der Seen in Otersen könnte die Anlage von Uferrandstreifen, die Reduzierung von Nährstoff-Einträgen, Schilffilter und eine Biomanipulation beitragen. Bei der letztgenannten Maßnahme würden Fische wie Karpfen und Brassen dem See entnommen,  die vornehmlich bei der Nahrungssuche im Sediment wühlen und Nährstoffe freisetzen, die das Wasserlinsen-Wachstum dann begünstigen. Zur See-Sanierung könnten auch im See wachsende Großpflanzen und das zurückschneiden von Strauchpflanzen am Seeufer beitragen, um den Laubeintrag zu reduzieren und damit mehr Wind zum Sauerstoff-Eintrag an das See-Wasser gelangt. Ein zielgerichteter, effektiver Maßnahmenplan kann erst nach weiteren Messungen und Untersuchungen durch das Institut Dr. Nowak erstellt werden. Erst dann ist auch zu beurteilen, ob das Entfernen von Bäumen direkt am Seeufer (dann in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde) tatsächlich vorteilhaft wirkt.

Rund 50 Einwohner, See-Eigentümer und Anlieger kamen zur Informationsveranstaltung am 12. Oktober 2015 in den Saal des Niedersachsenhofes
Rund 50 Einwohner, See-Eigentümer und Anlieger kamen zur Informationsveranstaltung am 12. Oktober 2015 in den Saal des Niedersachsenhofes

Auf Vorschlag von Bürgermeister Wolfgang Rodewald soll von See-Eigentümern und interessierten Einwohnern eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die eine Bestandsaufnahme durch eine Datensammlung vor Ort unterstützt. Interessierte See-Eigentümer, Anlieger und Einwohner können sich bei Bettina Spöring melden, um in der Arbeitsgruppe mitzuwirken.  In Otersens Internetportal wird weiter intensiv über die Oterser Seen und deren Sanierung berichtet: www.otersen.de/7-oterser-seen/