Laufen als gemeinsame Leidenschaft

Im Dorf sind die beiden Läufer wohl bekannt – zumindest „vom Sehen“, wenn sie im Rahmen ihres Trainings gemeinsam an der Landesstraße, inmitten des Ortes oder in der weiten Naturlandschaft unterwegs sind. Antje Petersen (39) und Wolfram Paulik (64), beide beruflich als Pädagogen in Walsrode bzw. Verden aktiv, wohnen in Otersen und nutzen die Zeit nach der Schule, um ihrem Hobby – dem Ausdauersport – nachzugehen. Dafür bietet das Dorf an der Aller mit seinen sieben Seen eine gute Grundlage, auch um weite Distanzen zurückzulegen. Und es eignet sich auch, wenn das Ziel lautet, den ersten Marathon zu absolvieren.

Kennengelernt haben sich Petersen und Paulik im Rahmen eines Straßenfestes im Otersener Neubaugebiet Roggenkamp im letzten Jahr. Paulik lebt schon länger im 500-Seelen-Dorf im Süden der Gemeinde Kirchlinteln, Petersen erst seit 2018 gemeinsam mit ihrem Mann. Im Gespräch stellen sie fest, dass sie neben der Berufung eine gemeinsame Leidenschaft haben: den Sport. Und so beschließen sie, im Herbst gemeinsam an den Sportabzeichen-Wettbewerben des TSV Grün-Weiß Otersen teilzunehmen – mit Erfolg. Doch das soll erst der Anfang sein, denn die nächste Herausforderung heißt Marathon. Wolfram Paulik, der bereits 2008 seinen ersten Marathon absolvierte, in den letzten vier Jahren nach dem Tod seiner Frau jedoch aussetze, begleitet Antje Petersen fortan auf dem Weg zum ersten Lauf über 42,195 km. In einem Buch holt sie sich die letzte Motivation, im Anschluss wird ein gemeinsamer Trainingsplan entwickelt, der eine stufenweise Vorbereitung auf den Marathon ermöglicht. Auch Tempo- und Steigerungsläufe sind dabei – im Nachhinein wird der Plan als sehr effektiv beurteilt. Aber er ist auch anstrengend und zeitintensiv: unter der Woche wird vier Mal gelaufen, gern auch im Wald und am Sonntag steht eine Langdistanz ausschließlich auf asphaltierten Straßen auf dem Programm.

Am 07. April 2019 ist es dann soweit und die beiden Läufer machen sich auf den Weg nach Hannover. Sonniges Wetter und viele Zuschauer an der Strecke sorgen für gute Rahmenbedingungen, um das gesetzte Ziel von 4 Stunden und 45 Minuten zu erreichen. „Für mich war es einfacher, wenn auf der Strecke vor mir viel Verkehr herrschte und viele Zuschauer uns angefeuert haben“, blickt Antje Petersen zurück. Ab Kilometer 34 wird es dann richtig anstrengend für sie, bei Wolfram Paulik ab Kilometer 39,5. Gemeinsam schaffen sie es jedoch bis ins Ziel und absolvieren die Marathondistanz in 4 Stunden und 40 Minuten – Ziel erreicht. Für Paulik ist es bereits der 15. Marathon und Petersen hat jetzt Blut geleckt. Für den nächsten Marathon am 06. Oktober in Bremen melden sich die beiden direkt im Anschluss an. Das gesteckte Ziel lautet dann: 4 Stunden und 30 Minuten.

Die Kulisse an der Allerfähre bildete ein schönen Rahmen für Foto und Interview mit den beiden Läufern, die den Termin natürlich in ihren Laufplan integrierten.

Mit dem Training für Oktober haben die beiden Läufer bereits begonnen. Zu ihrem wichtigsten Trainingsutensil gehört eine GPS-Uhr, mit der sie zum Beispiel ihre Durchschnittsgeschwindigkeit erfassen können. Ihre Vorbereitungszeit auf den Oktober-Marathon beträgt 20 Wochen, 10 mehr als üblich. So werden einzelne Wochenpläne wiederholt und es ist leichter zu kompensieren, wenn z.B. aufgrund von Krankheit eine Trainingswoche entfällt. Wichtig ist auch, dass bei den langen Läufen am Sonntag nie die komplette Distanz von 42 Kilometern absolviert wird. „Sonntags stehen Läufe zwischen 22 und 35 Kilometern auf dem Programm“, erklärt Paulik, der sich immer wieder neue Strecken in und um Otersen ausdenkt.

„Den Berlin-Marathon würde ich schon gern mal laufen“, gibt Antje Petersen als langfristiges Ziel aus und ergänzt, dabei auch die „magische 4-Stunden-Marke“ knacken zu wollen. Wolfram Paulik hat dieses Ziel bereits bewältigt und traut das auch seiner Trainingspartnerin zu. Bleibt zu hoffen, dass beide verletzungsfrei bleiben und das Ziel mit gutem Basis-Training in Otersen erfolgreich erreichen können. Den TSV Otersen, dem beide angehören, würde es jedenfalls sehr freuen.