Weite Wege statt Nahversorgung – Verbesserungen ab 2019 geplant

80 Prozent der 2.400 Einwohner in der Dorfregion von Bierde bis Wittlohe können Lebensmittel nicht im Wohnort einkaufen und müssen weit fahren. Der Wunsch nach Verbesserungen ist deshalb groß. Hoch im Kurs stehen ein Fahrdienst zum selbstbestimmten Einkaufen (71 %) und ein Liefer- Service (32 %). In dieser Woche wurden in Otersen und Häuslingen die Ergebnisse der im September durchgeführten Nahversorgungs-Umfrage vorgestellt – ab Januar sollen weitere Pläne geschmiedet werden. 1000 Fragebögen wurden in den 8 Dörfern entlang der Landesstraße L 159 verteilt – 136 Antwortbögen kamen zurück. „Mit rund 14 % Rücklaufquote sind die Ergebnisse durchaus repräsentativ“, befand Andre Schubert von der Verdener Kreisverwaltung am Montag im Gespräch mit Günter Lühning, der die Ergebnisse vorstellte. 8 Prozent der Antwortgeber sind nicht mehr mobil – problematisch, weil die Haupteinkaufsorte Rethem (54 %), Walsrode (32%) und Verden (26%) sind. Nur 18 % antworteten, dass sie Lebensmittel am Wohnort (in Otersen im Dorfladen) einkaufen – in den anderen 7 der insgesamt 8 Dörfer müssen die Einwohner weite Wege zum Einkaufen zurücklegen.

Gefragt wurde nach der Zufriedenheit mit den aktuellen Einkaufsmöglichkeiten: 18 % im Durchschnitt und 47 % in der Spitze in einem Dorf sind unzufrieden – nur in Otersen herrscht eine Zufriedenheit von 97 % vor. Denken die Einwohner ans Rentenalter, steigt die Unzufriedenheit im Durchschnitt auf 32 % und in der Spitze auf 67 %. Denken die Einwohner daran, eines Tages nicht mehr mobil zu sein, dann steigt die Unzufriedenheit auf 72 % und in 4 der 8 Dörfer auf deutlich über 80 %, erläuterte Günter Lühning als Sprecher der Themen-AG „Versorgung“ der Dorfregion. Gefragt wurde nach der Bereitschaft, in Zukunft Lebensmittel im Internet zu bestellen. 8 % sagten „Ja“ dazu, 30 % können sich das vorstellen und 61 % antworten mit einem „Nein“.

Welche Verbesserungen wünschen sich die Einwohner? Etwa jeder 4. Antwortgeber wünschte sich bessere Busverbindungen  nach Rethem, Verden und Walsrode. Mehr Einkaufsmöglichkeiten im Dorf wünschen sich 46 %, einen Liefer-Service und Bring-Dienst 63 %.

In der Themen-AG „Versorgen“ waren zwei unterschiedliche Modelle entwickelt worden. Im Modell 1 geht es um die Idee, die „Menschen zum selbstbestimmten Einkaufen zu fahren“ und im Modell 2 sollte die „Ware zu den Menschen“ gebracht werden.

Deutlich favorisiert (71 %) wurde das Modell 1 und 32 % sprachen sich für einen Waren-Lieferservice bis an die Haustür aus. Wenige würden neue Angebote nach den Modellen 1 und 2 „baldmöglichst“ nutzen wollen, „später im Alter“ sehr viele. Gefragt wurde nach den gewünschten Zielen bei den Einkaufsfahrten. Zwischen 15 und 21 % möchten in die Haupteinkaufsorte Hodenhagen, Verden und Walsrode gefahren werden – 38 % nach Rethem und beachtliche 42 % zum Dorfladen mit Café in Otersen, sogar aus den Gemeinden Häuslingen und Böhme. Die 42 % überraschten sogar Günter Lühning aus Otersen. Möglicherweise liegt es daran, das Menschen lieber in einem überschaubaren Geschäft mit 2.500 verschiedenen Lebensmitteln auf 180 qm einkaufen wollen, als in einem der immer größer werdenden Supermärkte und Discounter.

Zuletzt wurde gefragt, ob die Einwohner bereit wären, für Einkaufs-fahrten und Bringdienste Kostenbeiträge zu entrichten.  Nur 5 % lehnten Kostenbeiträge ab. 47 % sprachen sich für 3 € und 48 % für maximal 5 € als Kostenbeitrag aus. Getränkehändler Ingo Lauchstädt aus Rethem berichtete in Otersen von seinen Erfahrungen mit Kostenbeiträgen pro Getränkekiste. Günter Lühning stellte in Häuslingen im Beisein von Bürgermeister Dr. Kathrin Wrobel und Samtgemeindebürgermeister Cort-Brün Voige verschiedene, neue Versorgungs-Modelle für Blender und Völkersen im Landkreis Verden und in einer Dorf-Region mit 26 Orten in Bayern vor. Kostenbeiträge von 5 € seien dort an der Tagesordnung.

In den nächsten Wochen sollen mögliche Betreiber angesprochen werden, die dann im Interesse der 2.400 Einwohner zwischen Bierde und Wittlohe bei der Verbesserung der Nahversorgung möglicherweise auch kooperieren könnten. In den ersten sechs Wochen des neuen Jahres soll es dann eine öffentliche Sitzung der Themen-AG „Versorgen“ in der Dorfregion geben.

Der von 160 Einwohnern betriebene Dorfladen „von Bürgern für Bürger“ in Otersen will die Verbesserung der Nahversorgung in der Dorfregion ab 2019 Stück für Stück mit weiteren Anbietern aus der Region voranbringen und hat ein Info-Blatt für klare Interessen-bekundungen an alle Haushalte in der Dorfregion verteilen lassen. Eine PDF-Datei für diese Interessenbekundungen stellen wir hier zum Herunterladen bereit.Info-Blatt für Dorfregion_Wochenblatt-Bestellung_Lieferservice_Fahrdienst